Liebe - das Kribbeln im Bauch
„Ich hab da so ein Kribbeln im Bauch!“
Vielleicht kennst Du das Gefühl oder hast von Freunden schon davon gehört?
Keine Panik!
Mit der Pubertät verändern sich nicht nur dein Körper und dein Gehirn, sondern auch deine Gefühle. Und das ist völlig normal.

Das erste Mal
Vermutlich hast Du viele Fragen, wenn es darum geht, das erste Mal mit jemanden intim zu werden. Was für den einen „keine große Sache“ ist, kann für den anderen etwas ganz Besonderes sein.
Das große Geheimnis ums „Erste Mal“ kann ganz schön beängstigend sein.
Wann bin ich bereit dafür?
Woran merke ich, dass ich bereit bin?
Was muss ich beim ersten Mal beachten?
Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Diese und weitere Fragen schwirren dir im Kopf umher? Keine Angst.
Der richtige Zeitpunkt ist dann, wenn Du es für richtig hältst und es sich für Dich und deine Partnerin oder deinen Partner gut anfühlt. Dass Du bereit bist, merkst Du, wenn das wohlige Gefühl überwiegt.
Wenn Du Angst hast oder Dich unwohl fühlst, bist Du womöglich noch nicht für den Schritt bereit. Lass Dich nicht von Freundinnen oder Freunden zu irgendetwas drängen.
DU
entscheidest, wann DU dein erstes Mal erleben möchtest!
Schützt Euch mittels einer passenden Verhütungsmethode.
Achtung: Nur Kondome schützen vor sexuell übertragbaren Krankheiten!
Auch wenn Kondomen der Ruf voreilt, sie seien Lustkiller, so zählen sie doch zu den sichersten Verhütungsmitteln. Auch mit Kondomen könnt Ihr viel spüren und tollen Sex haben!
Pubertät
Pubertät, was ist das überhaupt? Dieses Wort beschreibt die Entwicklungsphase, in der du allmählich erwachsen wirst. Sie liegt irgendwo zwischen dem 8. Und 17. Lebensjahr, das ist bei jedem ein bisschen anders. Der gesamte Prozess, der sich ein paar Jahre hinzieht, ist gesteuert von Hormonen und bringt sowohl physische als auch psychische Veränderungen mit sich. Er sorgt dafür, dass du deine körperliche und sexuelle Geschlechtsreife entwickelst.
Vieles verändert sich in dieser Zeit, sowohl körperlich als auch mental. Deine Stimmung schwankt, mal bist du überschwänglich gut drauf, mal einfach nur gereizt oder genervt. Alles wechselt sich ab und oft verstehst du selbst nicht so richtig, was mit dir los ist. Zudem bist du ständig müde und willst einfach nur schlafen. Dann kommen zu allem Übel auch noch deine nervenden Eltern dazu, mit ihren ständigen Regeln und Erwartungen. Und überhaupt, sind Erwachsene gerade einfach nur anstrengend und stressig.
Die Pubertät ist eine Zeit, in der unglaublich viel passiert. Stell dir dein Gehirn wie eine riesige Baustelle vor. Es müssen Dinge instandgesetzt, organisiert, sortiert, strukturiert und verändert werden. Das alles kostet viel Aufwand und Energie, was ganz schön anstrengend sein kann. Zwischen 12 und 18 Jahren reifen Funktionen wie Selbstkontrolle und soziales Verhalten heran. Das limbische System, welches für die Emotionen verantwortlich ist, reift wesentlich schneller als der präfrontale Cortex, welcher deine Vernunft beeinflusst. Nach und nach gleicht sich die Entwicklung der Gehirnareale an. das Niveau eines Erwachsenen erreichst du jedoch erst zwischen 18 und 20 Jahre. Die vollständige Entwicklung des präfrontalen Cortex ist letztlich mit etwa 24-25 Jahren abgeschlossen.
Du wirst während der Pubertätsphase Entscheidungen treffen, die mal übereilt oder auch unüberlegt sind. Manches wird gut laufen, anders nicht, doch lass niemals den Kopf hängen. Sprich mit Menschen, denen du vertraust, über deine Gedanken und Befindlichkeiten. Das können deine Eltern, Freunde, Großeltern, Lehrer*innen, Nachbarn sein oder auch ganz andere Menschen aus deinem Umfeld. Du musst da nicht allein durch.
Wenn Mädchen in die Pubertät kommen
Durchschnittlich beginnt diese aufregende Zeit mit 10 Jahren aber natürlich gibt es auch Mädchen, bei denen das Ganze schon früher losgeht, mit 8 oder 9 Jahren.
Du wirst körperliche Veränderungen an dir feststellen. Möglicherweise sind erste Körperbehaarungen feststellbar, unter den Achseln oder im Schambereich, welcher sich auch in seinem Aussehen verändert. Deine Stimme wird etwas tiefer aber natürlich nicht so tief wie bei einem Jungen. Vielleicht leidest du auch an vermehrten Schweißausbrüchen und unreiner Haut. Das sind alles keine schönen Nebeneffekte aber sie gehören halt dazu. Sollten diese Begleiterscheinungen sehr stark und dein Leidensdruck groß sein, dann gehe zu deinem Arzt/deiner Ärztin, vielleicht bekommst du ein passendes Medikament. Dein Körper wächst in Schüben, gestern erst gemessen, bist du 6 Wochen später vielleicht schon wieder ein paar Zentimeter größer. Auch deine Figur verändert sich. Der Körper bildet nun vermehrt Fettzellen, welche sich an deinen Hüften, deinem Becken, am Bauch und natürlich an den Brüsten festsetzen. Du wirst beobachten, dass deine Brüste wachsen und dein Becken breiter wird. Bitte verfalle jetzt nicht in Panik. Beginne nicht mit irgendeiner Diät, denn diese Entwicklung ist völlig normal und hat nichts damit zu tun, dass du zu viel essen könntest.
Eventuell stellst du weißen Ausfluss in deinem Slip fest und leidest gelegentlich unter Unterbauchschmerzen. Mach dir keine Sorgen, auch das ist ganz normal. Jetzt ist es eine Frage der Zeit, bis du deine erste Regelblutung bekommst, vermutlich innerhalb der nächsten 12 Monate. Sprich mit jemanden darüber, mit deiner Mutter, deiner Oma, einer bereits erfahrenen Freundin oder jemand anderen, dem du vertraust. Nimm dir jemanden beim ersten Einkauf von entsprechenden Hygieneartikel mit, wenn es soweit ist, und lass dir helfen. Der Gang zu einer Gynäkologin/einem Gynäkologen ist deswegen nicht gleich nötig. Wenn du keine Beschwerden hast, hat das noch Zeit.
Dein Körper macht gerade eine ganz schön große Veränderung durch und hat richtig viel zu tun und dein Gehirn fährt quasi Achterbahn. Zahlreiche verschiedene Hormone arbeiten gerade in dir, wie beispielsweise das Geschlechtshormon Östrogen, das Wachstumshormon Somatostatin oder das Schilddrüsenhormon Thyroxin. Kein Wunder, dass deine Stimmung da manchmal sehr schwankend ist, in dem einen Moment glücklich und im nächsten traurig oder wütend. Aber keine Sorge, dass geht vorbei.
Trotz all dieser Turbulenzen ist die Pubertät jedoch kein Freifahrtschein für deine Handlungen und Verhaltensweisen. Du allein bist verantwortlich und kannst ab dem vollendeten 14. Lebensjahr sogar strafrechtlich belangt werden. Ja, die Pubertät ist aufregend und manchmal ganz schön schwer aber kein Grund und vor allem auch keine Entschuldigung dafür, sich daneben zu benehmen oder irgendwelche Straftaten zu begehen.
Wenn Jungen in die Pubertät kommen
Wenn bei dir die Pubertät einsetzt, dann sind die Mädels deiner Klasse schon mittendrin aber keine Panik, du holst rasch auf.
Irgendwann, zwischen 10 und 13 Jahren, befindest du dich in der Vorpubertät. In dieser Zeit steigt die Produktion des Sexualhormons Testosteron. Mit etwa 13 Jahren bist du mitten drin, in der Pubertät. Du wirst feststellen, dass du sprunghaft wächst und zwar nicht nur in die Höhe, auch in die Breite. Deine Muskel- und Knochenmasse verdoppelt sich im Laufe der Zeit. Deine Körperform wird zunehmend männlicher. Deine Schultern werden breiter, dein Becken bleibt schmal und deine Muskelmasse wird sichtbarer. Von all dem sind natürlich auch deine Geschlechtsorgane nicht ausgeschlossen. Dein Penis und deine Hoden wachsen, genauso wie die Schambehaarung. Dein Körper produziert nun Spermien und der erste Samenerguss tritt ein. Meist passiert das nachts, während des Schlafs, in Form eines sogenannten „nächtlichen Samenergusses“ oder „eines feuchten Traums“. Du brauchst dich dafür nicht zu schämen, denn das ist völlig normal und passiert ganz vielen Jungen. Zieh das Bettlacken einfach früh ab und gib es in die Wäsche. Du hast nun die Geschlechtsreife erreicht und bist biologisch in der Lage, dich fortzupflanzen. Aber lass dir ruhig noch Zeit damit. Solltest du Sex haben, verhüte stets mit einem Kondom. Das hat zudem den positiven Nebeneffekt, dass es als einziges Verhütungsmittel vor Geschlechtskrankheiten schützt. Keine Sorge, es wird den Spaß am Sex nicht schmälern.
Auch deine Stimme verändert sich. Vielleicht bricht sie dir manchmal weg oder hört sich krächzend an. Zwischen dem 11. und 16. Lebensjahr wächst dein Kehlkopf und die Stimmbänder dehnen sich, der Stimmbruch setzt ein. Ein halbes Jahr dauert diese Phase etwa an, danach klingt deine Stimme wesentlich dunkler und männlicher.
Es passieren noch viele andere Dinge während der Pubertät. Möglicherweise wird deine Haut fettiger und du leidest unter Hautunreinheiten und Akne. Sollte der Leidensdruck deswegen zu hoch sein, scheu dich nicht, deinen Arzt oder deine Ärztin aufzusuchen, vielleicht gibt es ein passendes Medikament, welches die lästigen Pickel reduziert.
Ein Cocktail aus Testosteron und Östrogen beeinflusst dein Leben derzeit enorm. Manchmal gerät das Gleichgewicht völlig aus den Fugen, denn die Dinge entwickeln sich völlig unterschiedlich, so auch in deinem Gehirn. Das Ganze führt in der Folge zu, manchmal sehr intensiven, Stimmungsschwankungen oder auch Unlust für schulische Belange. Wahrscheinlich bist du nun oft unorganisiert, überfordert und irgendwie zerstreut. Keine Angst, das vergeht alles wieder.
Jetzt kommt jedoch Weiteres hinzu, nämlich die Veränderung deines Schlafrhythmus. Morgens fällt das Aufstehen schwer und abends willst du nicht schlafen. Daraus entsteht ganz schnell ein Schlafdefizit. Für dich ist das aber überhaupt gar kein Problem, denn du holst den Schlaf einfach am Wochenende nach. Ausreichend Schlaf ist ja wichtig. Bitte beachte dabei, dass deine Eltern das vermutlich nicht immer so toll finden. Schließlich hat in einer Familie jeder seine Aufgaben, die erfüllt werden müssen. Oder es war einfach ein gemeinsames Familienfrühstück geplant, zu dem du nicht erscheinst, weil du schläfst. Was passiert…, deine Eltern meckern, weil sie sauer oder enttäuscht sind und du bist einfach nur genervt davon. Sprich mit Ihnen und findet gemeinsam eine Kompromisslösung, mit der jeder gut leben kann. Geht jeder einen Schritt aufeinander zu. So vermeidet ihr Frust und gegenseitige Enttäuschung. Der Schlüssel für ein gutes Miteinander, auch in der Pubertät, ist stets die Kommunikation.
Weder noch – „Hilfe! Wer bin ich eigentlich?
Zwischen den Stühlen - Geschlechtsidentität
Deine geschlechtliche Identität ist nicht immer gleich Deinem biologischen Geschlecht, also den körperlichen Geschlechtsmerkmalen. Meist wird von geschlechtlicher Identität nur gesprochen, wenn sie von dem abweicht, was andere augenscheinlich erwarten. Dabei hat jeder Mensch eine Geschlechtsidentität. Sie ist das innere Wissen, welchem Geschlecht Du Dich zugehörig fühlst, wie Du Dich selbst erlebst oder wahrnimmst.
Deine geschlechtliche Identität kann möglicherweise stark von der gesellschaftlich vorgegebenen Geschlechterrolle abweichen. Die Geschlechterrolle spiegelt allerdings nur die Erwartungshaltung anderer Menschen wider. Sicher kennst Du Sätze, wie: „Jungen weinen nicht.“, „Ich brauche mal einen starken jungen Mann zum Tragen“ oder „Rosa ist eine Mädchenfarbe“. Warum aber nicht auch einmal Mädchen fragen, ob sie kräftig mit anpacken wollen? Warum bricht direkt Sorge aus, wenn Jungen gern mit Prinzessinnen spielen? Werden sie dadurch schwul? – Ganz klar, nein.
Geschlechtsidentität ist das, was Du selbst über Dein Geschlecht weißt, völlig unabhängig von dem, was andere über Dich behaupten. Woher dieses Wissen, dieses innere Gefühl kommt, konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden. Sicher ist aber, dass es dem eigenen Wohlbefinden nicht guttut, dagegen anzukämpfen oder unter Druck von außen dagegen vorzugehen. Du bist gut, so wie Du bist und genau richtig, wie Du Dich fühlst.
In der falschen Haut stecken - Geschlechtsidentität vs. Körper
Geschlechtsidentität ist also nicht gleich biologisches Geschlecht.
Glücklicherweise sind unsere Körper so vielfältig, dass sie sich nicht nur in zwei Schubladen packen lassen. Wenn es also darum geht, welches Geschlecht Du hast, zählt vor allem, was Du über Dein Geschlecht bzw. deine geschlechtliche Identität mitteilst.
Bei einer Vielzahl der Menschen stimmt die geschlechtliche Identität mit den körperlichen Merkmalen überein, welche ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Diese Menschen werden als cisgeschlechtlich, kurz cis, bezeichnet. Beispielsweise, wenn eine junge Frau mit weiblichen Geschlechtsteilen auf die Welt kommt und sich selbst auch als junge Frau erlebt und wahrnimmt.
Nun stellt sich diese junge Frau mit Brüsten, wallendem langen Haar und zarter Haut aber als junger Mann vor, weil sie/er eben so empfindet. Was nun? Nicht alle Menschen können oder wollen in dem Geschlecht leben, dem sie bei ihrer Geburt aufgrund körperlicher Merkmale zugeordnet wurden. Oft stellen sich diese Menschen ihrem Gegenüber als transgeschlechtlich oder trans* vor.
Einige Trans*Personen entscheiden sich im Laufe Ihres Lebens sogar für geschlechtsangleichende Maßnahmen, andere bleiben in ihrem Körper, leben aber in Vielfalt im Zeichen des Regenbogens.
Cis, Trans*, Inter*, Queer, Pan – Ja, was denn nun?
In Deutschland steht mittlerweile sogar im Gesetz geschrieben, dass es mehr als nur zwei Geschlechter gibt und dass es auch mehr Vielfalt in der Liebe gibt, als nur die Ehe zwischen Frau und Mann. Nicht alle Menschen sind Männer oder Frauen, nicht alle Menschen lieben das jeweils andere Geschlecht, sind also heterosexuell.
Das eigene Geschlecht fühlt sich für jeden Menschen anders an. Bei manchen ändert sich dieses Gefühl im Laufe des Lebens und für manche Leute ist es überhaupt kein entscheidender Teil ihrer Identität. Vielen Menschen ist es ein Bedürfnis sich in bestehende Bilder oder Geschlechterkategorien einzuordnen, andere können oder wollen das nicht.
Es gibt unterschiedliche Begriffe, mit denen Menschen ihre Geschlechtsidentität beschreiben.


